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Dienstag, 11. April 2017

mündliche Noten, des einen Freud, des ander`n Leid

Tja, eines Tages ist es dann doch so weit: Ich hatte letztens meinen letzten Schultag..
Ein bisschen traurig macht mich das schon, aber ich bin auch neugierig auf das, was bald kommt. Noch bin ich mit dem ganzen nicht durch, auf die schriftlichen und die mündliche Prüfung darf ich mich noch freuen.
Ich hatte eine relativ gute Zeit in der Schule, allerdings war ein Problem dabei stets an meiner Seite: Meine Schüchternheit.
Ich bin ein ziemlich zurückhaltender Mensch, ich brauche meine Zeit, um Vertrauen aufzubauen und muss mir erst einmal die Lage ansehen, doch gemeldet habe ich mich trotzdem fast nie. Bei jeder Notenbesprechung bekam ich aufs neue zu hören, ich solle mich mehr melden.
Mein Problem ist nicht, dass ich dumm bin oder die Dinge nicht verstehe, im Gegenteil: Ich war schriftlich fast immer gut bis sehr gut, ich traue mich nur einfach nicht vor so vielen Menschen zu reden.
Dieses Problem war etwas, was einige Stunden fast zu Horrortrip gemacht hat. Ich saß so klein, wie möglich auf meinem Stuhl, bei einigen Lehrern*innen in der ständigen Angst, einfach drangenommen zu werden. In den andere Fächern, wo diese Gefahr nicht bestand, habe ich mich dafür fertig gemacht, dass ich mich jetzt gerade nicht meldete.
Ich saß an meinem Platzt und raunte die Antwort oft meinen Freunden zu oder hatte sich einfach nur im Kopf, doch der Weg vom Wissen der Antwort zum Bewegen der Hand kam mir in diesen Momenten unüberbrückbar lang vor.
Ich glaube viele Menschen können dieses Gefühl nicht verstehen, leider auch viele Lehrer*innen nicht. Dieser Zwiespalt zwischen Wissen und Angst, es könnte doch falsch sein. Ich weiß nicht, wie oft ich mir einer Antwort eigentlich sicher war, aber meine Hand doch von der Angst, gesehen zu werden, gelähmt war. Ich weiß nicht, wie oft ich mir im tiefsten Innern sicher war, dass meine Antwort nur richtig, mein Gedanke nur interessant sein könne und ob der vielen Zuhörer*innen doch ins zweifeln geriet. Ich kann das rational nicht wirklich erklären. Ich denke, am Ende war es einfach die Urangst der Menschen, ausgeschlossen zu werden. Ja, ich hatte Angst, was Dummes zu sagen, nicht ernst genommen zu werden.
Ich mache mir generell sehr viele Gedanken darüber, was Menschen über mich denken, wobei sich das langsam bessert, und in diesen Momenten stand ich mir da selber im Weg, bzw. eine sehr starke Türsteherin, an der ich nicht vorbei konnte.
Ich weiß, die meisten Lehrer*innen meinten es nicht böse, als sie mir in der Notenbesprechung sagten, sie würden gerne mehr von mir hören und doch baut das jedes Mal aufs Neue Druck auf. Jedes Mal wird einem aufs Neue vorgehalten, dass man so nicht ausreicht, man so nicht richtig ist. Das hilft nicht! Es hilft ganz und gar nicht. Dass ich mich öfter melden könnte wusste ich selber, das ich mehr weiß, als ich zeigte, wusste ich auch, sogar besser als jeder*e Lehrer*in, der mich damit motivieren wollte. Das wissen alle Schüler*innen, denen es ähnlich geht.
Das Problem dabei ist aber, dass Schüchternheit oft mit einem geringeren Selbstwertgefühl(Selbstbewusstsein ist für mich kein Synonym dafür) einhergeht. Auch wenn es nicht explizit gesagt wird, kommt dann ein "Zeig doch mal mehr von deinem Wissen" so an, wie oben beschrieben und das ist für das Selbstwertgefühl eine heikle Situation.
Mit der Zeit beginnt das immer mehr, an einem zu nagen und, ich zumindest, fing an, mich in Gendanken jedes Mal runterzumachen, wenn ich meine Hand doch nicht über die Tischkante bringen konnte und mich richtig zu ärgern, wenn niemand eine Antwort hatte und ich die Richtige doch wusste, sie aber für immer hinter in meinem Kopf gefangen blieb.
Ich weiß nicht, ob das für Menschen, die das nicht so empfinden, nachvollziehbar oder gar verständlich ist. Meine Englischlehrerin konnte das leider nicht einmal ansatzweise verstehen. In der letzten Notenbesprechung sagte sie mir: "Es ist doch nicht so schlimm, zu sagen, was man weiß." Nein, das ist es nicht. Aber das ist auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass es für mich und andere Schüchterne ungemein schwierig ist über den viel zu langen Schatten zu springen.
Für mich war auch die Tatsache, das ich bewertet wurde, noch ein großer Stressfaktor. Ich mein, ich hatte ja gerade Angst, dass das´, was ich sagen wollte, dumm klingt, dass andere mich für komisch halten, doch da es Mitschüler*innen waren und wir alle noch lernten, war das noch in Ordnung. Das konnte ich zur Not ausblenden. Doch ich wusste, dass, wenn ich was sagen, da eine Person sein würde, die es besser weiß, die weiß, was sie jetzt hören will und die im Prinzip nur dazu da ist, mein Gesagtes auf einer Skala von 1 bis 15 einzuordnen (Das das niemals objektiv geschehen kann, ist wohl auch jedem klar, aber das gehört hier gerade nicht rein).
Außerhalb des Unterrichts war es für mich kein größeres Problem,  mit den Lehrern*innen und erst recht nicht mit meinen Mitschüler*innen zu reden, aber die Bewertungssituationen ließen mich verstummen. Jedes Mal aufs neue. Und hat man erst einmal den Ruf desjenigen, der nie was sagt, ist es besonders schwer, da wieder rauszukommen, denn natürlich fällt es viel mehr aus, wenn jemand etwas sagt, der das sonst nie tut.
In ein paar Fächern bei einigen Lehrerinnen(komischerweise keine Lehrer) ist mir dieser Sprung mal gelungen, da irgendwann das vertrauen da war, ich mich irgendwie unterstützt fühlte und ich merkte, dass die Dinge, die ich zu sagen hatte gut und wichtig waren und sogar ich eine 1 mündlich haben konnte. Oft genug schien mir das unvorstellbar.
Ich würde mir so sehr wünschen, dass allen Schüler*innen nach mir da mehr geholfen wird. Mir nützt es jetzt nichts mehr, aber ich fände es unglaublich schön, wenn anderen dieser Stress erspart bliebe. Ich muss dazu sagen, dass ich meist sogar sehr verständnisvolle und nette Lehrer*innen hatte, bis auf wenige ausnahmen, und meine mündlichen Noten nie so ganz im Keller waren. Ich glaube aber, wenn ich mich gemeldet hätte, wäre ich in jedem Fach mindestens eine Note besser gewesen.
Ich möchte nicht, dass andere Schüler*innen sich im Nachhinein ärgern müssen oder sich dafür fertig machen, dass ihnen etwas nicht über die Lippen kommt. Es wäre so schön und so viel entspannter für viele Menschen, wenn sie nicht ständig in ihrem Innern mit ihrem Selbstwertgefühl im Konflikt sein müssten. Wenn sie gleichwertig mit den anderen sein könnten, die es ohne Probleme fertig bringen, sich selber einzubringen. So oft werden schüchterne Menschen fälschlicherweise als dumm abgestempelt, nicht weiter beachtet. Ich weiß, dass es viele Schüler*innen gibt, die solche Probleme haben und ich wünsche mir für alle und nicht zuletzt für meine Schwester, dass die die Schule für sie ein Ort ein kann, an dem sie sich wohlfühlen und vertrauen können. Ich weiß auch, dass es für einige
Menschen nicht einfach ist, wenn jemand nicht sofort losplappert, sondern erst mal schaut.
Es gibt so viele Möglichkeiten, wie man die mündliche Note festlegen könnte, die ja nicht mal eine mündliche Note ist, sondern die laufende Kursarbeit bewertet. Ich bin zum Beispiel meiner Deutschlehrerin sehr dankbar, dass ich ihr meine Texte abgeben konnte. Sie war eine der wenigen, bei der ich den Eindruck hatte, dass sie es wirklich verstehen konnte, und das rechne ich ihr hoch an. Es ist leider keine Selbstverständlichkeit. Hefte abgeben ist eine so einfache Methode, um einen Eindruck von dem zu bekommen, was ein Schüler im Unterricht tut. Man kann Mappen einsammeln, die Arbeiten stärker gewichten, verstärkt auf die Mitarbeit achten, schauen, wie konzentriert der jenige arbeitet, schauen, ob Materialien vorhanden sind, auf gemachte oder nicht gemachte 
Hausaufgaben achten und so weiter. Es gibt Möglichkeiten, man muss nur bereit sein, sie zu nutzen. 


Eine Schule ist ein Ort, wo verschiedenste Menschen zusammen kommen und alle sind individuell und darauf wird an Schulen leider viel zu wenig eingegangen und kann viel zu wenig eingegangen werden. Zwar ist man in der Schule irgendwo noch ein Mensch, irgendwo ist man aber auch nur ein Rad im Getriebe und wenn etwas nicht so läuft, wie es soll, ist das für einige Lehrer ein riesiges Problem. Die Menschen in einer Schule sind noch jung, sie haben ihr Leben noch vor sich und sind noch keine gefestigten Persönlichkeiten, wie auch? Schule Bildet den Geist der Kinder, formt sie, aber die persönliche Entwicklung wird dabei meines Erachtens viel zu oft vergessen und ist doch so wichtig. Die Schule nimmt so einen großen Teil des Lebens ein, das darf man nicht unterschätzen. und so muss auch sie einen Teil dazu beitragen und beitragen können, den Schülern*innen Selbstwert zu vermitteln, ihnen beibringen, dass alle unterschiedlich sind, dass Vielfalt schön ist und das alle gleich viel Wert sind.


Es würde mich so ungemein glücklich machen, wenn irgendwann Schüler*innen sagen können: "Was ich in der Schule wirklich gelernt habe, ist, mich lieb zu haben und mich so zu respektieren, wie ich bin. Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, niemand ist das, aber das ist auch okay so, dass ist das, was mich einzigartig macht, was jeden einzigartig macht. Ich habe gelernt, diese Vielfalt zu schätzen und zu lieben."


//lg 












PS: Ich hab keine Ahnung, warum die Anführungszeichen nur nach oben wollten..

Samstag, 1. April 2017

dance macabre


Dance macabre 08/07/2016  @lore_lovegood  - Instagram


Irgendwann
sterben wir alle, das wissen wir.
Wir vergeh´n wie ein Duft
im Wind,
getragen von einer Böe
ins unbekannte.
Verfallen wie ein Blatt
im Herbst,
Gold-gelb, hübsch anzusehen,
und tot.

   Leben und Tod-
   zwei Kontrahenten,
   die einander beenden
und ohne den einen
das andere nicht existiert
wie Yin und Yang,
immer im Einklang,
   und doch- geneigt
   in gegensätzliche Richtung
   unser Ableben nach sich zieht,
   wenn sich das eine Gewicht
   nach unten bewegt.

So mag man denken,
doch vergisst man dabei
seinen Blick noch zu lenken,
auf die glücklichen Augenblicke,
die nur das Leben uns bescherte.
Wenn Einer dahin getragen wird,
dem Leben entweicht,
   so macht es uns traurig
   und wütend zugleich
   er wurde dem Leben entrissen,
   brutal,
Doch betrauern wir dabei
nicht nur uns selber
und unseren Verlust?

Doch Leben ohne Tod, 
das gibt es nicht,
was aber wichtiger ist:
Den Tod ohne Leben,
den gibt es genauso wenig.

Der Tod ist kein Monster,
er macht seine Arbeit,
geleitet und sanft in
das Danach
Ist das Unbekannte
und bringt uns zugleich
dorthin
   mal kommt er plötzlich,
   mal bahnt er sich an,
doch ist sein Auftauchen
niemals der Anfang vom Tod,
sondern das Ende vom Leben.

Er kommt nicht ohne Grund
und ist nicht der Grund,
Er ist nur ein Zustand,
   in dem schon mancher verschwand.
Er nimmt uns nicht das Leben,
das tut jenes selbst,
es entzieht sich uns,
und Er:
fängt uns auf.

Doch: jetzt sind wir hier,
Leben das leben,
   keiner weiß wie lange,
doch das wir sich ergeben.
Sehn wir den Tod als Freund
und nicht als Feind.
Sehn wir ihn nicht als Angst,
sondern als Tröster, denn
wenn alles uns verlässt:
Er ist noch da.
Wird immer für uns da sein,
kaum gehen wir hinein.

Der Tod ist kein Kampf,
den gibt es nur im Leben,
der Tod ist kein Dieb,
und das Leben nicht lieb
Er ist auch kein Betrüger,
und das Leben nicht ehrlich
Er ist kein Entreißer,
doch das Leben ein Verheißer,

Natürlich: Der Tod ist ein Ende,
soviel ist klar,
Wenn auch eine Schlussfanfahre
eines schönen Lieds,
das manchmal zu kurz ist
und zu oft auf taube Ohren trifft
Ist der Tod unser Feind
geben wir ihm die Macht,
   Ein Leben zu zerstören
   uns Geliebt zu entreißen
   und uns alle ruinieren
Doch woll´n das nicht.


Darum: Lasst uns mit dem Tod tanzen!

Wellenbad

Als ich letztens im Wellenbad umherdümpelte, kam mir der Gedanke, dass Wellenbäder ein gutes Sinnbild für unsere Gesellschaft sind.
Kaum geht das Spektakel los, kommen plötzlich von allen Seiten Menschen angelaufen, um etwas abzubekommen. Man lässt sich auf den immer gleichen, künstlichen Wellen treiben, während das Treiben von den Bademeistern bewacht wird. Keiner soll untergehen und auf diesen Wellen lebt man relativ gefahrlos, doch in einem künstlichen Rahmen. Von seiner perfekten Welle aus beobachtet man das Meer, welches von den Wellen ganz zerzaust wird, sich überschlagen sich unter dem stählernen Himmel, treffen in unterschiedlichen Abständen auf das einsame Ufer, um dieses einmal kurz liebevoll zu streicheln, bevor sie sich wieder ins Meer begeben. Doch hier im Wellenbad ist man geschützt. Man hat diese Freiheit vor Augen und fühlt sich deshalb frei. Das Wellenbad ist ja auch eine gute Illusion, denn ja, das Wasser ist sogar salzig. Man wird zum Teilchen der vorgeformten Welle, gibt sich der sanften Auf- und Abbewegung hin, den Chlorgeruch in der Nase.
Dann, genau so schnell, wie alle kamen, sind sie auch wieder verschwunden, enttäuscht, als die letzte Welle genau wie ihre Genossinnen an dem blau gefliesten Ufer zerbricht.
Man hat das beste mitgenommen und ist jeder Zeit bereit, sich wieder in das überwachte Auf und Ab zu begeben, das uns Freiheit vorgaukelt und sie als Leben verkauft. 
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